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Geschichte

 

Wer die heutige Gestalt und Zusammensetzung des Leipziger Auwaldes in seiner ganzen Komplexität erfassen will, der muss seinen Blick auch weit in die Vergangenheit richten. Denn die  Entstehungsgeschichte des Leipziger Auwaldes ist durch eine Reihe unterschiedlicher Ereignisse und Abläufe geprägt, an denen sowohl die Natur als auch der Mensch intensiv beteiligt waren. Dabei spielt die Geschichte der Bewirtschaftung des Leipziger Auwaldes genauso eine große Rolle, wie eine große Anzahl von Mechanismen, die ganz unterschiedlich im Laufe der Jahrhunderte auf den Auwald gewirkt haben.

 

 


 

Die Eiszeiten

Am Beginn der Entwicklungen, die für das heutige Bild bestimmend sind, stehen die letzten großen Eiszeiten (Elstereiszeit, Saaleeiszeit, Weichseleiszeit) mit ihren landschaftsgestalterischen und formenden Kräften. In dieser Zeit entstanden nach mehreren Veränderungen die heutigen Flussläufe und es bildete sich das ausgedehnte Zusammenflussgebiet von Weißer Elster, Pleiße und Parthe heraus. Unterschiede im Ablagerungsverhalten der Flüsse während der Wechsel zwischen den Kalt- und Warmzeiten geben dabei Aufschluss über die Entwicklung. Während der wesentlich längeren Kaltzeiten transportierten die Flüsse hauptsächlich große Mengen Schotter, Kiese und Sande. Aus den Ablagerungen kann man noch heute die Ursprungsgebiete herleiten.
Im Gegensatz dazu waren die im Verhältnis kurzen Warmzeiten durch einen langsamen Flusseinschnitt sowie durch Absatz und Sedimentation von Lehmen, Tonen und organischem Material gekennzeichnet. Solche Ablagerungen sind entscheidend für Bodenbildungsprozesse. Untersuchungen in diesem Zusammenhang ergaben, dass sich im Wechsel der Eiszeiten anmoorige und torfhaltige Bodenschichten jeweils nur als dünne Auflagen herausgebildet hatten. Für das Verständnis der weiteren Entwicklung und dem folgenden maßgeblichen Einfluss des Menschen ist dies eine entscheidende Erkenntnis. Denn mit Beginn der zunehmenden Erwärmung und Ausbreitung von Vegetation und Fauna am Ende der letzten Eiszeit, folgte auch der Mensch den natürlichen Flussläufen wieder Richtung Norden und begann mit intensiver Siedlungstätigkeit, die nicht ohne Auswirkungen auf das Flusssystem blieb.

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Die frühen Siedler

Der Mensch folgte in seiner Siedlungsgeschichte häufig zuerst den Flussläufen, da er hier Zugriff auf Nahrung und Trinkwasser hatte. Darüber hinaus konnte er von hier aus in die sich wieder ausbreiteten Wälder eindringen, Brenn- und Bauholz gewinnen sowie Ackerland schaffen. Auwälder sind Waldökosysteme die sich entlang von Flusssystemen entwickeln. Sie sind aber zusätzlich durch temporäre Überschwemmungen und Hochwasserereignisse gekennzeichnet, wie sie besonders an Zusammenflüssen und Binnendeltas auftreten. Solche Ereignisse können Ernten vernichten und Wohnraum zerstören. Die frühen Siedler mieden also diese Landschaftsräume und konzentrierten sich auf die Ober- und Unterläufe der Flüsse sowie auf die Randbereiche der Auen. Dort fand mit zunehmender Bevölkerungsdichte eine immer intensivere Landnahme für die Kultivierung landwirtschaftlicher Flächen durch immer großflächigere Rodungen der Wälder statt. Mit den Bäumen aber verlor der Boden bei starken Regengüssen seinen Halt und wurde mit dem abfließenden Wasser in die Flüsse gespült. Die Böden erodierten. Erst bei abnehmender Fließgeschwindigkeit begannen sich die feinen Sedimente wieder abzusetzen. Genau solch ein Ort ist das Gebiet der Zusammenflüsse von Weißer Elster, Luppe und Parthe in der Leipziger Tieflandsbucht – der Ort unseres heutigen Auwaldes.

Die Lehmablagerungen sind bis in die Neuzeit über einen Zeitraum von über 7 000 Jahren auf mehrere Meter angewachsen. Allerdings schwankt die Mächtigkeit der Ablagerungen synchron zur unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung und spiegelt damit zugleich die wechselvolle Besiedlungsgeschichte wieder.

Für die Leipziger Region sind im Randbereich der Aue erste sesshafte Siedler in der Jungsteinzeit um ca. 5 000 v. Chr. nachgewiesen. Zu dieser Zeit lag der Talboden der Aue noch erheblich tiefer als heute. Es folgten Menschen der Bandkeramiker-, der Trichterbecher- und der Kugelamphorenkultur bis ca. 1 800 v. Chr. Wesentlich verstärkt wurden die Rodungsaktivitäten dann in der Bronzezeit. Nachfolgende germanische Siedler der Eisenzeit (700 v. Chr. bis 600 n. Chr.) verschwanden wieder im Zuge der Völkerwanderungen am Ende des Römischen Reiches. An ihre Stelle traten später sorbische Siedler.

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Das Mittelalter

 

In der Zeit des Mittelalters verstärkt sich der Einfluss des Menschen auf den Wald. Mit dem Wachstum der Stadt Leipzig, gelegen an den entstandenen neuen Verkehrswegen, wurden immer mehr Bereiche des Auengebietes im Leipziger Raum stark beeinflusst. Viele Flüsse wurden reguliert und große Teile der Landschaft trockengelegt. Desweiteren wurden große Teile der Wälder gerodet und für andere Nutzungen umgeformt. Vor allem die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln spielte dabei eine große Rolle. Dafür wurden stadtnahe Bereiche in Acker- und Weideland umgewandelt. Auch das Anlegen von Fischteichen bzw. der Abbau von Lehm (Ziegelherstellung) hatten großen Einfluss auf die Umformung der Landschaft.

Gegen Ende des Mittelalters war die Stadt Leipzig gezwungen, auch zukünftig die Versorgung der Bevölkerung mit Brenn- und Bauholz sicherzustellen. Aus diesem Grund entwickelte sich auch in Leipzig die Mittelwaldwirtschaft und die Stadt kaufte im Laufe der Zeit viele Waldgebiete. Einer der ersten großen Zukäufe war 1367 der Kauf der heutigen Burgaue (Waldgebiet bei Wahren). Im Jahre 1463 wurde die erste Oberförsterei gegründet. Dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Waldgebiete sehr wichtig war, beweist auch die Berufung einer Forstdeputation im Jahr 1514. Dieses Gremium bestand aus einem Drittel aller Ratsmitglieder der Stadt Leipzig und beschäftigte sich mit allen Gesichtspunkten der Waldbewirtschaftung. Weitere Waldstücke kaufte die Stadt vor allem im 16. Jahrhundert (z.B. Connewitzer Holz).

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Die Neuzeit

 

In der Neuzeit erfolge am Anfang die bewusste Einführung einer geregelten und nachhaltigen Bewirtschaftung der Waldgebiete. So wurde 1563 die erste Waldordnung erlassen, bei der alle Ratsforsten vermessen und eingeteilt wurden. Desweiteren kaufte man wiederum Waldgebiete dazu, wie 1663 das Rosental.

Mit dem Bevölkerungswachstum und der Aufgabe der Stadtbefestigungsanlagen wuchs die Stadt im Laufe der Zeit weit über die historischen Stadtgrenzen hinaus und große Teile der Landschaft wurden bebaut. Das beeinflusste auch große Gebiete des Leipziger Auwaldes, besonders durch durch Straßenbau und Trockenlegungen. Diese Entwicklung fand am Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Gleichzeitig gab es in dieser Zeit die ersten Bemühungen, wertvolle Teile des Leipziger Auwaldes unter Schutz zu stellen.

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